28.09.24 Licht ins Dunkel bringen – Wer sind die Spieler auf dem Wohnungsmarkt?

28.09.24 Licht ins Dunkel bringen – Wer sind die Spieler auf dem Wohnungsmarkt?

Das ist vielfach unbekannt. Selbst für Mieter:innen ist es oft eine große Hürde herauszufinden, wer der/die Eigentümer:in ihrer Wohnung ist.

Wem gehört eure Wohnung? Macht die Eigentumsverhältnisse transparent.
Schreibt uns! (kontakt@gutes-wohnen-fuer-alle.de)


Warum sind die Eigentumsverhältnisse so wichtig? Hohe Mieten, überhöhte, falsche Nebenkostenabrechnungen und schlechte Instandhaltung sind meist die Folge davon, dass für bestimmte Eigentümer:innen die Vermietung von Wohnungen vor allem einen Zweck hat: möglichst hohe Renditen zu kassieren. Und selten konnte man so gute Geschäfte mit Immobilien machen, wie in den letzten Jahren.

Das Bündnis BGWfA kritisiert diese Art der Wohnungs“versorgung“ seit langem scharf. Um diesen Immobilienpoker transparent zu machen, sammelt das Bündnis seit Jahren Informationen über die Eigentumsverhältnisse – nicht ohne Erfolg – und macht sie in einer Immobilienkarte öffentlich.

Nun gibt es auch erstmals amtliche Lichtstrahlen ins Dunkel. Die Gebäude- und Wohnungszählung vom 15.5.2022 (GWZ22) veröffentlicht interessante Angaben auch zu den Eigentumsverhältnissen.

Die GWZ22 zählt 68.757 Wohnungen (in Wohngebäuden, ohne Heime) in Göttingen. Dass rd 12.000 Wohnungen der Städtischen Wohnungsbau GmbH und den Wohnungsgenossenschaften gehören, ist bekannt. Es überrascht auch nicht, dass die größte Eigentümergruppe Privatpersonen sind; ihr gehören 44% aller Wohnungen.

Erstmals gibt es jetzt aber auch Informationen über zwei andere Eigentümer:innengruppen, die wesentlichen Einfluss auf das Marktgeschehen und die Angebotsmieten haben.

Private Wohnungsunternehmen und Immobilienkonzerne besitzen rd. 6.600 Wohnungen (8.7%). Da Immobilienkonzernen, soweit wir wissen, zusammen etwa 2.900 Wohnungen in Göttingen gehören – Vonovia rd. 1.400, LEG rd. 1.380, Grand City Properties rd. 100 – , gibt es offensichtlich weitere – auch lokale – Wohnungsunternehmen mit grösseren Beständen. z.B.
– die Firmen-Gruppe Kurth, die schon Ende der 1970er Jahre als „Großvermieter“ galt (als einer „der größten privaten Wohnungsbesitzer, Spekulanten, Baulöwen und Mietwucherer Göttingens“ mit angeblich mindesten 2.500 Wohnungen schreibt der AStA der Universität 1980 in seiner Broschüre „Häuserkampf“ (S. 82).
– oder die Bassil Group, die Tetraeder Immobilien GmbH (mind. 170 Wohnungen), die SchmidtDold GbR, Cubus/Schneider (Klaus Schneider Immobilienverwaltung/ CUBUS Immobilien GmbH & Co. KG), die Rohmann Immobilien GmbH,
– sowie unterschiedlichste Investmentfonds wie die des Hamburg Team Investment Management (170 Wohnungen im Sartorius Quartier),die EBV Immobilien Göt­tingen GmbH & Co KG der Erzbischöflichen Vermögensverwaltung des katholischen Bistums Berlin oder die HoKo Verwaltungs-GmbH (Soest) mit rd. 200 Wohnungen in Weende. (Die Wohnungen von BaseCamp und von Wertgrund (Nonnenstieg) waren zum Zählzeitpunkt noch nicht fertiggestellt).

Es gibt sicherlich noch mehr – niederländische Investmentfonds, Gänseliesel Wohnen GmbHs usw. Doch über die Geschäfts- und Mietenpolitik dieser ebenso auf Rendite ausgerichteten Unternehmen ist wenig bekannt. Sie stehen selten im öffentlich Fokus, obwohl sie von der Größe her relevante Akteure im Göttinger Wohnungsmarkt sind.

Eigentumswohnungen: 30% aller Wohnungen gehören einer Gemeinschaft von Wohnungseigentümer/-innen, sind also landläufig gesprochen Eigentumswohnungen. Aber, das kann man weiteren GWZ-Daten entnehmen, der größte Teil dieser Wohnungen wird von den Eigentümer/-innen nicht selbst genutzt, sondern vermietet und dient also als Einnahmequelle und Kapitalanlage. Und die scheint recht lukrativ zu sein. Im Bundesdurchschnitt (lokale Daten gibt es noch nicht) liegen die Mieten in solchen Wohnungen deutlich höher als bei Genossenschaften, kommunalen Wohnungsunternehmen oder selbst auch bei Vermietung durch Privatpersonen. Jede vierte Eigentumswohnung (26%) kostet mehr als 10 Euro/qm nettokalt. Bei Genossenschaften und kommunalen Wohnungsunternehmen beträgt dieser Anteil weniger als 4% und selbst bei den Privatvermietern ist der Anteil teurer Wohnungen deutlich geringer (12%).

Weil Eigentumswohnungen so ein gutes Geschäft sind, engagieren sich auch viele Immobilienunternehmen und Projektentwickler und bauen und verkaufen mit Gewinn Eigentumswohnungen: DAWE, Cubus/Schneider, EBR, Hamburg Team, u.v.a.

Doch vieles in diesem Segment des Wohnungsmarktes bleibt im Dunkeln. Nur manchmal gibt es kurzfristig eine Empörung darüber, dass der Staat (im Rahmen von KdU) die Eigentümer solcher Wohnungen durch Steuergeld finanzierte hohe Mieten subventioniert – z.B. Groner Land 9.

Bringt mehr Licht ins Dunkel. Macht öffentlich, wem eure Mietwohnung gehört. Wohnen darf kein Spekulations- und Bereicherungsobjekt sein!

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